Ich werde immer wieder gefragt, wieso ich den Ritt des Széchenyi in meine Geschichte eingebaut habe. Es ist eigentlich ganz einfach: ich wollte zum einen endlich mal die Karte der Völkerschlacht komplett sehen und habe sie aus 10 einzelnen Karten zusammengebaut. Zum anderen ging mir diese Geschichte seit etwa 20 Jahren im Kopf herum, mal mehr, mal weniger. Und so ist sie Bestandteil meines ersten Kriminalromans ‚Badische Hunde‘ geworden.
Was ist zum Ritt des Széchenyi historisch bekannt?
1. Er hat am 28. Oktober 1843 einmal vor dem Pressburger Parlament darüber gesprochen. [KRAUS1]
2. Er hat das kurz nach dem Ritt Ende 1813 einem Freund gegenüber erwähnt, ohne sich näher darüber auszulassen. [KRAUS2]
3. Er hat ein paar wenige Tagebucheinträge gemacht, die von dem Wissenschaftler und Germanisten Stephan Krause ausgewertet wurden. Die Einträge setzen erst 1814 ein, den Eintrag über seinen Ritt vom 16.10. – 18.10.1813 hat Széchenyi erst 1830 verfasst. [KRAUS3]
4. Daneben gibt es noch mündliche Überlieferungen, die von Zuhörern im Pressburger Parlament 1843 weitergegeben wurden, als Historiker in den 1860er Jahren auf der Suche nach deutschen Heldengeschichten waren, also mehr als 20 Jahre später.Die wenigen Informationen aus Erinnerungen von Széchenyi, seinen wenigen Tagebucheinträgen und von Zeitzeugen lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:
– der Ritt startete am 16.10.1813 um 21 Uhr in Rötha und endete am 18.10.1813 um 3 Uhr morgens ebenda
– er ritt zunächst an Gossa vorbei, womit nur Güldengossa gemeint sein kann
– er ist vor allem durch unwegsames Gelände geritten: das gab es damals fast nur westlich von Leipzig in den Elster-Pleiße-Luppe-Auen
– er ist vor allem nachts geritten
– er fand General Blüchers Armee nicht dort, wo sie laut Armeeboten sein sollte
– er saß im Truppenlager Bernadottes für mehrere Stunden fest, da sich dieser mit seinen Beratern eine zähe Diskussion über die schwedische Schlachtbeteiligung geliefert hat
– auf dem Rückweg ist er noch näher an den französischen Truppen entlanggeritten als auf dem HinwegIch habe mir überlegt, ob Széchenyi vielleicht Hilfe gehabt haben kann und wie diese ausgesehen haben könnte. Ein zweiter Mann kam nicht in Frage. Wäre einer von beiden gefasst worden, wäre der Plan aufgeflogen. Ein Greifvogel kann ebenfalls nicht in Betracht gezogen werden, da er fast ausschließlich nachts unterwegs war. Es könnte ihn aber ein Hund begleitet haben, die damals von allen Armeen als Maskottchen mitgeführt worden sind. Daher habe ich eine damals gängige Hunderasse, eine Ungarische Bracke, als fiktive Begleiterin in die historische Geschichte im Buch eingebaut.
Für mich gibt es allerdings noch einen zweiten Helden: Graf Philipp zu Schwarzenberg, der diese List erfunden hat, die heute noch als Sicherheitsmechanismus in der Informatik angewendet wird. Das heißt natürlich nicht, dass Schwarzenberg der erste war, der diesen Plan zur sicheren Nachrichtenübermittlung erfunden hat. Beschreibungen dazu finden sich in der Historie einige. Aber die Ausführung ist die erste Beschreibung, dass der Plan auch funktioniert hat.